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den 10. Mai 1942

Mein lieber Martin!

Muttertag ist heute & Du hast mir so nett

gratuliert & einen Blumentopf gemalt. Vielen Dank!

Lore gab mir ein Stück Choko & 1 St. geröstetes Brot, beides

auch sehr willkommen & schon gegessen. – Diese Woche

hatten wir viel Arbeit. 5 aus unserer Baracke kamen

am Donnerstag nach Valences in ein Hotel. Dadurch

gabs Platz & da wir sehr beengt warten, zogen wir gleich

um mit unserem (Chorben?), beinahe wie von W[einheim]. nach

Pf[orzheim]. Jetzt haben wir einen Tisch & könnens uns

behaglich machen. die Kinder haben Bilder geschickt

wie sie im Hof spielen. Gel, Du warst krank seiner-

zeit? Liebes Kind, esse Du nur, was Du geboten be-

kommst, wir müssen ja hier auch alles essen, was wir

kriegen. – Carls Mutter geht’s besser, sie lebt ordentlich

auf seit Carl da ist, aber bald wird er wieder

zu Euch kommen, dann kann er alles erzählen von

uns. Mit Frau Krickel habe ich gesprochen, sie ist

gesund & arbeitet fleißig & wird selbst an ihren Bub

schreiben. – Ihr seid aber sehr fleißig, Gemüse putzen

& Wäsche aufhängen. Ich wäsche auch außer für uns

noch für einen Herrn. Lore & ich tragen Essen von

der Küche bis zu unserer Baracke da verdienen wir auch

was dazu. Wir sind glücklich & zufrieden, dass wir

gesund sind & arbeiten können. Wenn wir nur

so ein Plätzchen bei Dir in Aspet hätten, wie

würden auch zu dritt oder zu zweien, Lore vielleicht

wieder wo anders bei einem Bauern arbeiten, -

Heute gabs Erbsensuppe & Fleisch, sehr gut. Jetzt

ist 4 Uhr, der Kaffee ist gewärmt, jetzt trinken wir

Papa Albert Ecksteinist gerade gekommen. Bald sind wir doch wieder

beisammen, so G[o]tt will. Heute schreiben wir all

den Herrn Direktor wegen Deiner Barmizwah, vielleicht

gelingts.

Also mein Liebling bleibe gesund, wir denken

immer in Liebe an Dich. Herzliche Küsse Deine

Mutter Felicitas Eckstein.

Handschrift des VatersAlbert Eckstein:

Mein lieber Martin! Wir danken Dir für Deine beiden

l[etzten] Briefe sehr erfreut, daß Du gesund und munter

bist, was wir ja von uns auch sagen können

Mit Deinem Zeugnis sind wir sehr zufrieden mach

Du nur weiter so, dann habe ich große Hoffnung

für die ferne Zukunft auf Dich. Jetzt sehe ich

erst, wie nötig man Sprachen braucht, daß wir

so lange hier bleiben müssen. Aber auch das wird

vorüber gehen wenn wir nur wieder gesund

zufrieden & bescheiden zusammen kommen, arbeiten

können wir, das ist die Hauptsache. Ich bekam

von Lor[re]Lore Eckstein auch ein Stück la la [Schokolade?] zum Muttertag

hat auch gut & nach Mehr geschmekt. Z.ZT.

arbeite ich im Garten umgraben mit den Spaten.

Wir haben schon ein Gesuch eingereicht, zum 25.

Juli anläßlich Deiner Barmizwah, daß Du dann

uns s[ehr].g[erne].w[ieder]. besuchen darfst, wir wollen sehen

daß dieses genehmigt wird, wir hoffen das Beste

Z.Zt. ist sehr schönes Wetter, was ich sehr gerne habe.

Nur würde ich mit Dir das heißt wir alle einen

sehr schönen Spaziergang machen, aber auch das

kommt wieder, so Sonntag morgens um 5 Uhr

so ähnlich wie Lore mit der Uhr in der Hand

nach dem Kastanienwald in W’[ein]heim. so nun bleib

weiter gesund, schicke bald wieder Herzl[iche]Grüße, [..]

Dein Vater Albert Eckstein

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Stadtarchiv Pforzheim.

Briefkopien aus dem Stadtarchiv Pforzheim; S5 Nr. 1757

Brief der Eltern aus dem Lager Gurs an ihren Sohn Martin in Aspet

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