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Begegnungen in der Heimat der Vorfahren

Gerry Salomon führt seinen Stammbaum auf die Weinheimer Familie Altstädter zurück

Als Nachfahre einer der ältesten jüdischen Familien Weinheims weilte Gerrard (Jerry) Salomon mit seiner Frau Brigitte für zwei Tage in Weinheim. Das in Kalifornien lebende Paar, das im April Goldene Hochzeit feierte, kam aus Köln, wo 22 ehemalige jüdische Bürger Gäste der Stadt waren und in einem umfangreichen Besichtigungs- und Begegnungsprogramm die Stätten ihrer Kindheit wiedersahen. Als einen der Höhepunkte der Besuchswoche in Köln bezeichnete Jerry Salomon das Zusammentreffen mit Kölner Schülern, die spannend seiner Lebensgeschichte gelauscht hätten.

Zwischen den Abschied von Köln und den Heimflug nach Amerika bauten Brigitte und Jerry Salomon zwei Besuchstage in Weinheim ein. Seit einem Jahr steht Salomon mit dem Stadtarchiv in Verbindung und die elektronische Post hat beiden Seiten bis dahin unbekannte Informationen gebracht. Sybille Rummert konnte Jerry Salomon mit Elchanan Altstädter seinen Ururgroßvater präsentieren, mit dessen Name die Familiengeschichte der Altstädter im Stadtarchiv und damit offiziell beginnt. Dafür erhielt Frau Rummert, die sich im Stadtarchiv den mühsamen und aufwändigen Nachforschungen nach den Lebensdaten und den Schicksalswegen früherer jüdischer Bürger Weinheims angenommen hat, den Stammbaum von Jerry Salomon, der direkt zu Elchanan Altstädter zurückführt. Dessen Sohn Lazarus (1833-1922) und seine Frau Fanni, geborene Löwensberg (1828-1903), betrieben im Haus Luisenstraße 3 einen Früchtehandel. Beide haben auf dem Hemsbacher Verbandsfriedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Ihre Tochter Julie (1867-1962) heiratete den aus Ermetzhofen im Kreis Neustadt/Aisch stammenden Adolf Mann (1869-1924) und ihre Tochter Aenni (1901-1985), in erster Ehe verheiratet mit dem aus Eitorf im Kreis Siegen stammenden Luis Salomon (1895-1952), wurde die Mutter von Jerry Salomon, der nun als knapp 83-Jähriger zum ersten Mal der Heimat seiner Vorfahren begegnete.

Sybille Rummert führte die Salomons durch Weinheim und zu Erinnerungsstätten an ehemaliges jüdisches Leben. Brigitte und Jerry Salomon waren von diesem Rundgang sehr beeindruckt und meinten, Weinheim wäre ein Ort, wo man gern leben möchte. Vor dem Hintergrund von 18 Jahren, die das Paar im Staat und in der Stadt New York gelebt hat, war das schon eine bemerkenswerte Aussage.

Bei einem Kaffeeplausch auf dem Marktplatz erzählte der in Düsseldorf geborene und in Köln aufgewachsene Jerry Salomon aus seinem bewegten Leben. Nach der frühen Trennung der Eltern und der Wiederverheiratung der Mutter 1930 musste der 10-jährige Jerry 1934 die Schule verlassen. In Kölns jüdischer Schule verbrachte er das nächste Jahr, wanderte dann aber nach Holland aus und fand in einer Schule der Quäker eine Bildungsstätte, von der er bis heute schwärmt. Bis 1939 blieb Salomon in Holland, dann folgte er seiner Mutter und seinem Stiefvater Josef Merfield nach England. Sie hatten Deutschland nach dem November-Pogrom 1938 verlassen.

Der leibliche Vater Luis Salomon rief seinen inzwischen 15-jährigen Sohn Jerry 1941 nach Bogota. Luis Salomon (1895-1052), bis zu seiner Flucht aus Deutschland Mitinhaber der Solinger Stahlwarenfabrik Mann & Federlein und nun Amerika-Repräsentant des arisierten Unternehmens, hatte seinen 15-jährigen Sohn nicht lange um sich, denn Jerry Salomon schloss zwischen 1946 und 1948 seine Ausbildung in den Vereinigten Staaten ab. Für acht Jahre kehrte er danach in die kolumbianische Hauptstadt zurück und wurde 1956 endgültig New Yorker. 1957 heiratete er die aus dem ostpreußischen Insterburg stammende Brigitte de Vries. Ihre Eltern stammten aus Bochum und kannten die Salomons noch aus Deutschland. In Bogota trafen sich die Familien wieder und ihre Kinder heirateten. In New York wurden 1960 und 1961 die Salomon-Kinder Doris Helen und Robert Louis Salomon und 1993 die Enkel Gerrard John McCarthy und Alexander Koizumi Salomon geboren.

Heinz Keller, veröffentlicht in den "Weinheimer Nachrichten" vom 30.08.2007

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